Backup-Zertifikat - Was soll mir dies von einer anderen Zertifizierungsstelle bringen?

Backup-Zertifikat - Was soll mir dies von einer anderen Zertifizierungsstelle bringen?

In der Praxis verlassen sich viele Website-Betreiber und Unternehmen auf ein einziges SSL-Zertifikat – ausgestellt von genau einer Zertifizierungsstelle (CA). Was auf den ersten Blick effizient erscheint, kann sich im Notfall als riskanter Engpass herausstellen. Denn auch Zertifizierungsstellen sind nicht vor technischen Problemen, Ausfällen oder regulatorischen Konflikten gefeit. Genau hier kommt das Konzept des Backup-Zertifikats ins Spiel – ausgestellt von einer anderen CA als der primären.

Warum eine CA-Redundanz sinnvoll ist

CA-Redundanz bedeutet, sich nicht vollständig von einer einzigen Zertifizierungsstelle abhängig zu machen. Der Grundgedanke ist vergleichbar mit Multi-Cloud-Strategien oder doppelter DNS-Absicherung: Wenn ein Anbieter ausfällt, übernimmt ein zweiter. Bei SSL-Zertifikaten kann dies den Unterschied zwischen einem sicheren Onlineauftritt und einem Totalausfall bedeuten.

Ein Backup-Zertifikat bietet Ihnen:

  • Schutz vor CA-Ausfällen – ob durch technische Störung, DDoS-Angriff oder Wartungsprobleme
  • Unabhängigkeit im Krisenfall – etwa bei vertrauensrelevanten Zwischenfällen, Missbrauchsfällen oder politischen Konflikten
  • Minimale Downtime – das Backup-Zertifikat kann sofort aktiviert werden, ohne langwierige Ausstellung oder Validierung
  • Schnelle Reaktion – Sie sind vorbereitet, wenn Browser plötzlich Zertifikate einer bestimmten CA blockieren (z. B. durch Vertrauensentzug)

Reale Risiken: Wenn eine CA ausfällt oder blockiert wird

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass auch namhafte Zertifizierungsstellen von Zwischenfällen betroffen sein können. Ob durch Sicherheitslücken, Missmanagement oder politische Sanktionen – das Vertrauen in eine CA kann von einem Tag auf den anderen verloren gehen. Große Browserhersteller wie Google oder Mozilla reagieren in solchen Fällen schnell und entfernen kompromittierte CAs aus ihren Vertrauenskatalogen. Das Ergebnis: Ihre Website gilt plötzlich als „nicht sicher“, obwohl das Zertifikat technisch gültig ist.

Beispiel: Zwei Zertifikate von unterschiedlichen CAs

Angenommen, Sie verwenden derzeit ein SSL-Zertifikat von Sectigo für Ihre Hauptdomain. Um Ihre Absicherung zu verbessern, können Sie parallel ein zweites Zertifikat – z. B. von RapidSSL oder DigiCert – beantragen. Beide Zertifikate sind technisch unabhängig, aber auf dieselbe Domain ausgestellt. Im Regelbetrieb bleibt nur eines aktiv, das Backup-Zertifikat bleibt zunächst inaktiv und einsatzbereit.

Wie eine SSL-Zertifikat-Backup-Strategie aussehen kann

Eine sinnvolle Strategie umfasst folgende Schritte:

  1. Primäres Zertifikat auswählen – mit hoher Vertrauensstufe und passender Laufzeit
  2. Zweites Zertifikat von anderer CA bestellen – möglichst unterschiedliche Anbieter wählen
  3. Beide Zertifikate sicher dokumentieren – inkl. privatem Schlüssel, Ablaufdatum, Ansprechpartner
  4. Monitoring einrichten – um Probleme oder CA-Warnungen frühzeitig zu erkennen
  5. Fallback-Prozess definieren – z. B. wie das zweite Zertifikat im Webserver oder CDN aktiviert wird

Wie setzt man ein Backup-Zertifikat im Notfall ein?

Im Ernstfall – etwa bei einem Vertrauensverlust der Haupt-CA – deaktivieren Sie einfach das aktive Zertifikat und aktivieren das vorbereitete Backup-Zertifikat. Moderne Webserver wie Apache oder NGINX erlauben einen schnellen Austausch, auch über Automatisierung (z. B. Scripting oder API). Wichtig ist, dass Sie das Backup-Zertifikat bereits vollständig validiert und auf dem System installiert haben – auch wenn es im Normalbetrieb inaktiv bleibt.

Beispielhafte Backup-Zertifikatsstrategie

Zertifikatsszenario: Hohe Verfügbarkeit durch CA-Redundanz

Primäres SSL-Zertifikat:

Comodo Positive SSL
Laufzeit: 12 Monate
Aussteller: Sectigo (Comodo CA)

Backup-Zertifikat:

RapidSSL Standard
Laufzeit: 12 Monate
Aussteller: GeoTrust (DigiCert-Gruppe)

Eingesetzt für:

  • Absicherung von www.beispielseite.de
  • Bereits validiert und auf dem Server installiert
  • Nur das primäre Zertifikat ist aktiv – das Backup bleibt in Reserve
Im Notfall: Bei Ausfall oder Vertrauensverlust der Haupt-CA wird das RapidSSL-Zertifikat sofort aktiviert – Downtime wird vermieden.

Fazit

Ein SSL-Backup-Zertifikat von einer anderen Zertifizierungsstelle ist eine clevere Maßnahme, um geschäftskritische Online-Dienste resilienter zu machen. Es erhöht die Verfügbarkeit, reduziert das Risiko eines Totalausfalls und gibt Ihnen die Kontrolle zurück, wenn unvorhergesehene Probleme auftreten. Bestellen Sie Ihr 2. SSL-Zertifikat nun von einer anderen Zertifizierungsstelle – und machen Sie Ihre Sicherheitsstrategie zukunftsfähig.

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