Wie lang sind die Laufzeiten eines SSL-Zertifikats?

Wie lang sind die Laufzeiten eines SSL-Zertifikats?

Die Laufzeit von SSL-Zertifikaten hat sich im Laufe der letzten Jahre mehrmals drastisch verkürzt. Was einst mit Gültigkeiten von bis zu 5 Jahren begann, ist inzwischen auf maximal 397 Tage begrenzt – und wird in Zukunft noch weiter reduziert. Doch warum findet diese Entwicklung statt, und welche Herausforderungen bringt sie für Website-Betreiber und Unternehmen mit sich?

Warum werden Zertifikate immer kürzer gültig?

Hinter dieser Entwicklung stehen Browserhersteller und Zertifizierungsstellen (CAs), die zum Ziel haben, die Sicherheit im Web kontinuierlich zu erhöhen. Kürzere Laufzeiten sorgen für:

  • Aktuellere Verschlüsselungsstandards: Alte und potenziell angreifbare Zertifikate verlieren schneller ihre Gültigkeit.
  • Schnellere Reaktionen auf Kompromittierungen: Wird ein Schlüssel gestohlen oder missbraucht, erlischt seine Gültigkeit relativ zeitnah.
  • Erzwungene Automatisierung: Um den Erneuerungsaufwand bewältigen zu können, setzen mehr Nutzer auf automatisierte Prozesse statt manuelle Verlängerungen.

Die wichtigsten Schritte im Zeitverlauf

Vor 2015:
Laufzeiten von 5, 4 oder 3 Jahren waren gängig, teils sogar 5 Jahre für bestimmte Zertifikatstypen.


2015 – 2019:
Reduzierung auf max. 3 Jahre, später auf 2 Jahre.


September 2020:
Einführung der maximal 397 Tage (ca. 13 Monate) – faktischer Standard bis heute.


15. März 2026:
Kürzung auf max. 200 Tage Laufzeit.


15. März 2027:
Weitere Kürzung auf max. 100 Tage Laufzeit.


15. März 2029:
Endgültige Reduzierung auf max. 47 Tage Laufzeit.

Was ändert sich konkret?

Wer heute noch auf jährlich laufende Zertifikate setzt, muss sich perspektivisch auf einen radikal verkürzten Lebenszyklus einstellen. Anstatt ein Zertifikat nur einmal im Jahr zu erneuern, wird dies alle paar Monate oder sogar alle paar Wochen nötig. Ohne automatische Prozesse wäre das kaum effizient zu bewältigen.

Vorteile der kurzen Laufzeiten

  • Höhere Sicherheit: Zertifikate mit potenziellen Schwachstellen (z. B. durch neue Krypto-Angriffe) bleiben nicht jahrelang aktiv.
  • Kontinuierliche Aktualität: Neue Verfahren oder Richtlinien lassen sich schneller durchsetzen.
  • Vertrauensschutz: Ein kompromittiertes Zertifikat verliert rasch Gültigkeit, bevor größerer Schaden entsteht.

Nachteile und Herausforderungen

  • Deutlich erhöhter Verwaltungsaufwand: Ohne Automatisierung ist ein manueller Zertifikatswechsel im Wochentakt nicht realistisch.
  • Abhängigkeit von Tools und Diensten: Es braucht stabile APIs, ACME-Clients oder Hosting-Integration, um Ausfälle zu vermeiden.
  • Umstellung in großen Infrastrukturen: Bei hunderten oder tausenden Zertifikaten ist eine zentrale, automatisierte Lösung unverzichtbar.

Wie sollte man sich darauf vorbereiten?

Der Schlüssel zum reibungslosen Umgang mit kurzlaufenden Zertifikaten liegt in der Automatisierung. Systeme wie ACME (Automated Certificate Management Environment), das von Let’s Encrypt bekannt ist, sind inzwischen auch bei kommerziellen Zertifikatsanbietern möglich. Darüber hinaus braucht es ein Zertifikats-Monitoring und einen klaren Prozess, der nahtlos ins Deployment eingebunden ist.

Zu den Maßnahmen, die Unternehmen und Website-Betreiber schon heute ergreifen können, gehören:

  • Analyse der aktuellen Zertifikatslandschaft – Wie viele Zertifikate existieren? Welche laufen wann aus?
  • Planung einer Automatisierungsstrategie – Integration in CI/CD-Pipelines, Server-Konfigurationstools oder Hosting-Dashboards.
  • Überprüfung der Server- und Appliance-Fähigkeiten – Unterstützen alle Systeme aktuelle TLS-Versionen und dynamische Reloads?

Fazit

Die fortschreitende Verkürzung der SSL-Zertifikatslaufzeit ist ein deutliches Signal für den Trend zu höherer Sicherheit und stärkerer Automatisierung. Wer rechtzeitig handelt, kann von verbesserter Aktualität und Schutz profitieren. Gleichzeitig setzt die Umstellung auf 47 Tage Laufzeit in den kommenden Jahren Unternehmen und Betreiber unter Handlungsdruck: Ohne automatisierte Abläufe und ein durchdachtes Management kann es schnell zu Ausfällen kommen. Das Motto für die Zukunft lautet daher: Sicherheit bleibt dynamisch – und damit wird die Zertifikatsverwaltung zum kontinuierlichen Prozess.

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